„Die Toch­ter ist ihr Ein und Alles“

Jun­ges Mäd­chen lei­det an un­heil­ba­rer Muske­ler­kran­kung – Mut­ter kann ihr fi­nan­zi­ell nicht hel­fen

Von Sophie Schattenkirchner

In diesem Jahr hat Hanna (Name von der Redaktion geändert) in der Basilika St. Jakob Firmung gefeiert. Das Mädchen mit den aschblonden Haaren trug ein cremefarbenes Sommerkleid mit zarten, weißen Schuhen. Ein fröhlicher, aber dennoch emotional aufwühlender Tag. Für Hanna und ihre Mutter.

Die Mutter schob Hanna in ihrem Rollstuhl in die Basilika. Sie stand hinter ihrer Tochter, als diese vom Bischof gesalbt wurde. Unbedingt wollte sie die Firmpatin sein. Hanna hatte an diesem Tag zum ersten Mal eine Feinstrumpfhose an – denn sie wollte ohne ihre Orthesen, die sie sonst immer tragen muss, ihre Firmung feiern. Das Mädchen leidet an Dystrophia myotonica, einer unheilbaren Muskelerkrankung. Hanna ist leicht geistig behindert und braucht Orthesen und extra angefertigte Schuhe für ihre Klumpfüße.

Mutter lag im künstlichen Koma
Hanna wuchs im Haus ihres Großvaters in einem Nachbarlandkreis auf. Sie lebte dort mit ihrer Mutter, die als Sprechstundenhilfe arbeitete. Zu ihrem Vater hatte Hanna keinen Kontakt. Als der Großvater plötzlich stirbt, gerät das Leben der Familie aus den Fugen. „Denn der Großvater war ihr Fels in der Brandung", sagt Christa Killinger vom Straubinger Jugendamt, die seit 2014 Hannas Vormund ist.

Die Mutter hatte keine Kraft mehr sauber zu machen und aufzuräumen, das Haus vermüllte. Auch um ihre behinderte Tochter konnte sie sich nicht mehr kümmern. Der ambulanten Hilfe, die die Familie betreute, verweigerte die Mutter nicht selten den Zutritt zum Haus. Die Mitarbeiter kontaktierten schließlich das Jugendamt. So kam das Mädchen 2013 in eine betreute Wohneinrichtung in Straubing. „Tragischerweise", sagt Christa Killinger, „ist die Mutter zu dieser Zeit auch noch schwer krank geworden". Eine Atemwegserkrankung, wegen der sie mehrere Tage ins künstliche Koma gelegt wurde. Die Mutter lebt seitdem in einem Pflegewohnheim in Straubing, da sie seitdem auf Betreuung angewiesen ist und dadurch auch wieder näher bei ihrer Tochter sein kann. „Die Mama hängt wirklich sehr an ihrem Kind", sagt Christa Killinger.

Für Hanna ist inzwischen ihre Wohngruppe zur neuen Heimat geworden. Im Sommer fährt sie gerne Kettcar, sie mag Musik und spielt gerne Karten. Die Betreuer im Heim beschreiben sie als freundlich und immer gut gelaunt. „Und sie ist sehr willensstark, wie ihre Mama", sagt Christa Killinger.

Mit einer Spende kann man Hanna unterstützen
Die Kosten für das Heim trägt der Bezirk Niederbayern. Vom Bezirk erhält Hanna auch eine Pauschale für Kleidung – diese reicht jedoch nicht, da Hanna gerade im Wachstum ist. Ihre Mutter kann sie finanziell nicht unterstützen, sie ist selbst Hilfeempfängerin. Daher hat sich Christa Killinger an „Freude durch Helfen", die Benefizaktion des Straubinger Tagblatts/Landshuter Zeitung gewandt. Mit einer Spende an diese Aktion kann man helfen, damit die Betreuer mit Hanna neue Kleidung kaufen können. „Ihr gefallen vor allem rosafarbene Sachen", erzählt Christa Killinger und schmunzelt.

Am 24. Dezember holt der Malteser Hilfsdienst Hanna aus ihrer Wohngruppe ab und bringt sie zu ihrer Mutter ins Heim. „Darum bemüht sich die Mutter wirklich schon das ganze Jahr", sagt Christa Killinger, „die Tochter ist eben ihr Ein und Alles".

Dann verbringen die beiden drei Tage gemeinsam. Hanna darf bei ihrer Mutter im Zimmer übernachten, mit ihr essen, Spiele spielen und reden. Ein bisschen Normalität für die beiden.

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Hanna (Name von der Redaktion geändert) leidet an einer unheilbaren Muskelerkrankung. Sie braucht dringend neue Kleidung. Mit einer Spende an „Freude durch Helfen“ kann man sie unterstützen. (Symbolfoto: Patrick Seeger/dpa)