Heidi Hruby, Christa Dendorfer und Elisabeth Braun (von rechts) vom Besuchsdienst stellen die neuen Weihnachtskarten für die Bewohner vor. Diese gefallen auch Heimleiterin Monika Lobmeier.
Cham. (jok) Es sind oft nur kleine Gesten, die die Beziehung zwischen Christa Dendorfer und der 92-jährigen Gertrud Schaber beschreiben. Dendorfer, selbst schon Rentnerin, besucht die gebürtige Rheinländerin einmal die Woche – und zwar im Rahmen des Besuchsdienstes im Seniorenheim Sankt Michael in Cham. Als Schaber zittrig einen Schluck Wasser trinken möchte, greift Dendorfer ganz selbstverständlich ihre Hand und hilft, das Glas zu halten. „Mein Leben ist durch sie viel reicher geworden", erklärt Dendorfer mit strahlenden Augen. Die Beiden gehen spazieren, lesen gemeinsam oder spielen Rommé.
Seit 34 Jahren kümmern sich Ehrenamtliche wie Dendorfer mittlerweile schon um ältere Mitmenschen, die im Laufe der Zeit ihre sozialen Kontakte verloren haben. Freunde und Partner sind häufig verstorben, Kinder und Enkel wohnen vielleicht kilometerweit weg – und plötzlich stehen die Senioren alleine da. „Viele sind tagsüber allein, da kommen wir gerade recht", sagt Dendorfer. Kommen neue Bewohner zum ersten Mal ins Seniorenheim, erhalten sie ein Infoblatt, auf dem sich der Besuchsdienst ankündigt. Wer das Angebot nicht wahrnehmen möchte, bekommt auch keinen Besuch. Aber die meisten älteren Menschen, sagt Dendorfer, würden sich freuen. Ziel der Initiative ist es, wenigstens an Weihnachten und zum Geburtstag vorbeizukommen.
Viele der insgesamt elf Ehrenamtlichen des Besuchsdienstes sind jedoch öfter bei den Senioren. Dendorfer zum Beispiel besucht „ihre" sechs Menschen einmal die Woche. Einige von ihnen besuche sie schon seit Jahren. „Dabei haben sich tolle Kontakte ergeben und viele gute Gespräche." Es ist immer dieselbe Person des Besuchsdienstes, die Gesellschaft leistet. Für viele der Besuchten sei es wichtig, dass ihnen jemand zuhört – egal ob es um politische Themen geht oder Geschichten von früher. Wie oft die ehrenamtlichen Frauen dann vorbeikommen, sei ganz unterschiedlich und ihnen überlassen. Dendorfer wäre schon froh, wenn sich mehr Freiwillige finden würden, um die aktuell 88 Bewohner im Seniorenheim wenigstens an ihren Geburtstagen zu besuchen. „Es ist schwierig, Nachwuchs zu finden", bedauert sie. Sie spreche öfter jüngere Menschen an, aber die meisten meinten, dass sie keine Zeit haben, weil sie arbeiten und Kinder haben. Doch auch die Helfer würden älter. „Die meisten von uns sind zwischen 50 und 85", sagt Dendorfer. Fast alle seien selbst schon am Limit.
Vor fast 34 Jahren, am 9. Dezember 1982, beschlossen die Verantwortlichen der Caritas-Ausschüsse von Sankt Jakob und Sankt Josef, einen gemeinsamen Altenheim-Besuchsdienst im Seniorenheim Sankt Michael einzurichten. 15 Helfer erklärten sich zur Mitarbeit bereit. Die Einrichtung hat sich bis heute bewährt und ist nicht mehr wegzudenken. Geändert hat sich nur, dass inzwischen nur noch Frauen diesen Dienst am Nächsten verrichten.
Heimleiterin Monika Lobmeier ist von der Arbeit des Besuchsdienstes begeistert und bezeichnet ihn als „menschlichen Schatz" im Seniorenheim. „Als ich vor sechs Jahren hier angefangen habe, war ich überwältigt von diesem Engagement", sagt sie. Stolz ist sie mit Recht auch darauf, dass mit Elisabeth Braun, Berta Ederer und Heidi Hruby noch heute drei Frauen der ersten Stunde dem Besuchsdienst angehören.
Finanziell entlasten soll den Besuchsdienst, der auf keinen Etat zurückgreifen kann, die Weihnachtsaktion „Freude durch Helfen" der Mediengruppe. „Wir freuen uns unheimlich über diese Spende", sagt Dendorfer. Mit ihren Kolleginnen hat sie sich dafür entschieden, das Geld in Weihnachtsgeschenke für die Bewohner zu investieren. Diese werden mit gebastelten Karten übergeben. „Und natürlich schenken wir den Senioren Zeit. Das ist für sie das Wichtigste."
Besuchsdienst
Diese Damen gehören zum Besuchsdienst: Christa Dendorfer, Elisabeth Braun, Berta Ederer, Franziska Fischer, Anna Fuchs, Christine Hausladen, Anna Groitl, Christa Mayer, Heidi Hruby, Angela Niebauer und Marianne Schambeck.