Eine Dreifach-Mama muss seit dem Tod ihres Mannes auf jeden Euro achten.
Von Stefanie Wieser
Rottenburg. Das Sterbebild hängt noch am Küchenschrank. Der Familienvater ist im vergangenen Jahr überraschend verstorben. Seitdem kämpft die Dreifach-Mama aus dem nördlichen Landkreis Landshut mit Bürokratie, den Finanzen und kaputten Möbeln.
Im Wohnzimmer ist die Wand voll mit glücklichen Familienbildern. Doch im vergangenen Jahr endete der Familienurlaub tragisch. Schon im Urlaub waren dem Vater Krampfadern geplatzt. Zu Hause am Flughafen war er dann zusammengebrochen, erzählt seine Frau. Er wird notoperiert, übersteht es zunächst gut, soll verlegt werden. Doch dann kam die Schocknachricht. „Sie sagten, er ist hirntod“, erzählt sie. Danach läuft alles auf Autopilot. Sie organisiert die Beerdigung, die sie mithilfe ihrer Familie noch irgendwie stemmen kann, füllt Anträge aus.
Kampf mit bürokratischen Herausforderungen
Ihr Mann hatte einen guten Job, arbeitete bei Schwertransporten. Sie arbeitete in der Altenpflege, ehe sie in Elternzeit ging, und könnte nun wieder an ihrer alten Arbeitsstelle anfangen, erzählt sie. Das jüngste der drei Kinder wird dann drei und bekommt hoffentlich bald einen Kindergartenplatz. Die beiden Großen sind zehn und bald elf Jahre alt.
Seit dem Tod ihres Mannes kämpft die Mutter mit den bürokratischen Herausforderungen. Bis sie die Witwenrente bekommt, dauert es fünf Monate. Damit sie Unterstützung vom Amt erhält, müssen Einkünfte akribisch gemeldet werden. Die Dreifach-Mama muss immer alle Ausgaben und Einnahmen im Blick haben. Noch aus der Zeit vor dem Tod des Mannes zahlt sie einen Kredit ab. Sie muss bei jedem Euro zweimal überlegen, wofür sie ihn ausgibt. „Hobbys für die Kinder sind aktuell nicht drin“, bedauert die Mutter. Mitgliedsbeiträge, Ausrüstung, Trikots – all das wird am Ende zu viel, erzählt sie. Weihnachtsgeschenke besorgen die Großeltern. Ihre Eltern wohnen in der Region, müssen aber selbst noch arbeiten, um ihre Ausgaben zu decken. Die Eltern ihres verstorbenen Mannes wohnen ein Stück weiter weg. Sie kommen, wenn sie können. Doch hinfahren ist wegen der Spritkosten nicht zu stemmen.
Weil alles auf Kante genäht ist, ist auch das Kinderzimmer der beiden Mädels zusammengewürfelt. Die Schwestern teilen sich ein Zimmer. Der Schrank ist durch einen Schimmelschaden kaputt. Beide Betten sind in die Jahre gekommen, das der größeren Tochter hat einen kaputten Lattenrost. Die Kommode in der Ecke ist eine Spende aus der Familie und hinten schon zusammengeklebt, eine Schublade hängt ein wenig herunter.
Die Kinder haben mit der Situation zu kämpfen
Außerdem ist nun auch der Geschirrspüler kaputt gegangen, erzählt die Mutter resigniert. Sie schluckt. Seit dem Tod ihres Mannes tut sie eigentlich nur eins: funktionieren. Sie ist für die Kinder da, wo es geht.
Die „Große ist nach Außen stark“, erzählt sie. Doch die Kinder haben zu kämpfen. Und auch sie selbst wird oft eingeholt von den Erlebnissen. Doch am nächsten Tag heißt es wieder: funktionieren und den Kindern Halt geben.