Der Tierschutzverein Hallertau kümmert sich um Tiere, die in Not geraten sind
Von Bianca-Pia Roy
Mainburg. Angelika Horners Tag beginnt früh: Katzen füttern, kranke Tiere versorgen, Toiletten und Schlafstätten reinigen. Pausen kennt sie kaum, Schlaf ist rar. Wenn man sie anruft, fängt sie wahlweise Streuner ein, ist auf dem Weg zum Tierarzt oder kümmert sich um die Dokumentation kastrierter Katzen. Ein Vollzeitjob, nur ohne Gehalt. „Ich bin sowas von unter Druck, die Helfer werden immer weniger. Mein Hauptproblem ist, dass ich langsam schon nicht mehr weiß, wo ich noch hinfassen soll“, seufzt Horner. Die zweite Vorsitzende ist seit Jahren ehrenamtlich für den Tierschutzverein Hallertau tätig und hat die größte Pflegestelle. Seit Jahren hat sie ihr Privatleben aufgegeben, um für die Tiere da zu sein, freie Tage oder gar Urlaub sind kaum drin.
„Hand in Hand mit Mensch, Tier und Natur“ – unter diesem Motto wurde der Tierschutzverein 2008 gegründet. Mittlerweile hat er rund 200 Mitglieder. Die Vorsitzende Silvia Dietrich kümmert sich vor allem um Organisatorisches und Öffentlichkeitsarbeit. Dafür hat Horner keine Zeit mehr. „Die Vision war, zusammen den Tieren eine Stimme zu geben. Gerade in ländlichen Gegenden ist es wichtig, über artgerechte Tierhaltung aufzuklären und Hilfestellung anzubieten“, so Dietrich. Von der ersten Stunde an bekamen die Tiere, die keiner haben wollte, Hilfe: Freilebende, verwilderte Hauskatzen wurden tierärztlich versorgt und kastriert. Fund- und Abgabetiere fanden eine erste Bleibe und wurden vermittelt. „Kastrationen sind bis heute unser wichtigstes Ansinnen“, betont Dietrich. „Nur wenn sich Katzen nicht weiter ungewollt vermehren, kann das Elend eingedämmt werden.
“Tiere, die vermittelbar sind, werden zunächst in Pflegestellen aufgenommen: „Ein Problem ist derzeit die Vermittlungsrate: Keiner will mehr eine Katze, weil es einfach zu teuer ist“, bedauert Horner. Katzen, die lange ohne menschlichen Bezug frei gelebt haben, seien in einer Wohnung bedingt zufrieden. Selbst bei Freigang sei es häufig so, dass die Tiere an ihren angestammten Platz laufen. „Für diese frei lebenden Katzen haben wir Futterplätze, wo sie auch gesundheitlich überwacht werden“, sagt Dietrich. Selbstverständlich werden sie davor tierärztlich gecheckt, kastriert, gechippt und registriert. „Das ist wichtig, damit man weiß, dass das jeweilige Tier erfasst ist, falls es an anderer Stelle auftaucht“, erklärt Horner. Kastrationen sind auch für Vereine teuer geworden: „Eine Kätzin kostet mittlerweile rund 250 Euro. Unsere Kastrationszahl soll in 2025 bis zu 100 Kastrationen betragen. An den Kastrationskosten beteiligt sich der Freistaat Bayern mit zirka 30 Prozent an den nachgewiesenen Kosten. Da bleibt noch viel an uns hängen.“
Finanzierung ist wichtige und schwierige Aufgabe
Von den hilfsbedürftigen Tieren bleiben immer einige übrig, die weder draußen leben können noch vermittelbar sind: Alte Tiere, Tiere mit Handicap oder chronischen Krankheiten haben wenig Chancen auf Vermittlung. Oft ist es so, dass die Tiere lange in gleicher Gesellschaft leben und bleiben dürfen, weil es für ihr Wohl das Beste ist. „Bei all der Freude, wenn wir helfen können, ist doch Herzschmerz dabei, wenn wir es nicht können und uns von einem liebgewonnenen Tier verabschieden müssen. Gerade bei den vielen kranken Fundkatzen ist der Tod oft näher als das Leben“, so die beiden Vorsitzenden.
„Die Finanzierung ist bei uns wie bei allen Tierschutzvereinen eine wichtige und schwierige Aufgabe“, so Dietrich. „Die Gemeinden sind laut Gesetz für die Versorgung von Fundtieren verantwortlich. Da dies in der Praxis nicht möglich ist, übernehmen Tierschutzvereine diese Aufgabe.“ Das heißt aber nicht, dass Kommunen oder der Staat auch die Finanzierung voll tragen: „Meist gibt es Fundtierverträge, die aber bestenfalls die Kosten für die ersten 30 Tage decken. Viele Krankheiten oder Versorgungskosten treten erst nach dieser Frist auf. In Betrachtung dieser Verträge sind Babykatzen keine Fundtiere, so dass wir hier auf den gesamten Kosten sitzen bleiben“, schlüsselt die Vorsitzende auf. Somit ist ein Tierschutzverein auf Mitgliedsbeiträge und Spenden angewiesen.
„Wir freuen uns sehr, wenn tierliebe Menschen Aktionen starten, die uns unterstützen“, so Dietrich. Manchmal würde der Verein im Testament bedacht. Eigene Aktionen helfen, die Kasse aufzustocken. „Durch unsere Altpapiersammlung, die jeden Samstag an der Tierherberge in Seysdorf stattfindet, erwirtschaften wir zirka 4.500 Euro jährlich.“Demgegenüber stehen aber hohe Ausgaben: „Allein unsere Tierarztkosten belaufen sich jährlich auf ungefähr 40.000 Euro. Die neue Gebührenordnung schlägt hier sehr zu Buche. Verunfallte oder kranke Tiere erreichen schnell Kosten im vierstelligen Bereich. Unser Ziel ist es, keinem Tier die Hilfe zu verweigern, weil uns die finanziellen Mittel fehlen.“ Futter und Verpflegung schlagen mit rund 25.000 Euro zu Buche. „Wir sparen, wo wir können, aber eine ordentliche Versorgung ist für die Tiere wichtig“, so Horner.