„Lichtblick“-Seniorenhilfe will armen Rentnern Freude schenken und bittet um Spenden
Von Angelika Gabor
Deggendorf. Eine kleine Rente, die zum Leben nicht reicht, ist die eine Sache, doch für hilfebedürftige Senioren kommt eine weitere Sorge hinzu: Sie vereinsamen. Gerade an Weihnachten, dem Fest, an dem sich Familien, Freunde, Verwandte treffen, ist die Einsamkeit für arme Rentner schwer zu ertragen. Die „Lichtblick“-Seniorenhilfe hat deshalb die Aktion „Machen Sie Alleinachten zu Weihnachten“ ins Leben gerufen.
Sie verbringen die Feiertage alleine in ihrer Wohnung – ohne Familie, ohne Fest, ohne Geschenke. Von Altersarmut betroffene Senioren in Deutschland feiern kein Weihnachten, sondern Alleinachten in Einsamkeit. Denn Armut isoliert, weil das Geld fehlt, Hobbys nachzugehen, Reisen zu unternehmen oder Veranstaltungen zu besuchen. Die Mitarbeiter des Niederbayern-Büros der „Lichtblick“-Seniorenhilfe in Deggendorf möchte das ändern: Mit der Aktion „Machen Sie Alleinachten zu Weihnachten“ sammelt der Verein Geldspenden, um bedürftigen Rentnern Herzenswünsche zu erfüllen.
Mit 92 Jahren nun eine Bittstellerin
Angelika Färber vom Deggendorfer „Lichtblick“-Büro weiß aus der täglichen Erfahrung, wie bedrückend der Alltag für die Rentner ist, die ihr Leben lange gearbeitet haben und dennoch im Lebensabend zu Bittstellern werden. „Es kostet sie Überwindung, Hilfe annehmen zu können, dabei muss sich die Gesellschaft fragen, wie es sein kann, dass Menschen, die zum heutigen Wohlstand in unserem Land beigetragen haben, nun jeden Euro zweimal umdrehen müssen“, sagt Angelika Färber und nennt ein konkretes Beispiel: Elfriede M. ist 92 Jahre alt. Sie ist gebrechlich, aber mit ihrem Gehwagen schafft sie es noch zum Supermarkt. Ihre kleine Rente reicht kaum für das Nötigste – deshalb muss sie ihren Einkauf genau planen. Zur Weihnachtszeit werden ihr ihre Geldsorgen noch deutlicher bewusst: Stollen isst sie gerne – aber dafür reicht das Geld nicht. „Oft esse ich abends nur eine Scheibe Brot mit Marmelade.“ Noch schlimmer ist, gerade jetzt macht ihr die Einsamkeit schwer zu schaffen. Eine Tochter ist verstorben, die andere wohnt weit weg. Und deshalb mag Elfriede M. auch gar nicht an Weihnachten denken: „Anders würde ich es gar nicht aushalten.“ In den letzten Jahren verbrachte sie Heiligabend mit zwei Plüschtieren auf ihrem Sofa und las Bücher: „Ich sah in den anderen Wohnungen Familien zusammen feiern – nur ich war ganz alleine.“
„Elfriede M. ist nur eine von 31 000 Rentnern, die bundesweit und eine von 350 Deggendorfer Rentnern, die von Lichtblick betreut werden. Wie ihr geht es den meisten unserer Senioren, und wir sehen es als unsere Aufgabe, besonders an Weihnachten dafür zu sorgen, dass auch sie ein wenig Weihnachtsfreude empfinden können“, betont Färber. Natürlich sei man das ganze Jahr über für die armen Rentner da, doch besonders jetzt sei es ihr und ihren Mitarbeitern ein Anliegen, mit der Aktion „Machen Sie Alleinachten zu Weihnachten“ für ein Glanzlicht zu sorgen.
Wichtig zu zeigen: „Ihr seid nicht allein“
Mit dem Geld will der Verein arme Senioren zu einem festlichen Weihnachtsessen einladen, einen Weihnachtsmarkt-Besuch ermöglichen oder ihnen einen kleinen Herzenswunsch erfüllen. „Viele Rentner können sich nicht mehr erinnern, wann sie zuletzt ein Geschenk bekommen haben“, sagt „Lichtblick“-Gründerin Lydia Staltner. „Wir möchten den Menschen, die jahrzehntelang gearbeitet haben, das Gefühl von Weihnachten schenken und ihnen zeigen: Ihr seid nicht allein.“ Auch Elfriede M. wird „Lichtblick“ in diesem Jahr nicht alleine lassen.
Die Seniorin ist unter anderem zu einem „Lichtblick“-Adventskaffee eingeladen: „Ich freue mich so darauf, mit den anderen zu feiern und mein Lieblingslied ’Schneeflöckchen, Weißröckchen’ zu singen“, sagt die 92-Jährige. Ihr und anderen bedürftigen Senioren möchte „Lichtblick“ festliche Freuden schenken – mit Weihnachtspäckchen, Weihnachtsfeiern und Weihnachtsessen.