Tiefenbachs helfende Engel

Vergangenes Jahr feierten die Helfer vor Ort Fünfjähriges und stellten ihr neues Einsatzfahrzeug in Dienst. Foto: Stephanie Bucher
Vor sechs Jahren wurde die ehrenamtliche Helfer-vor-Ort-Gruppe gegründet.
 
Von Stephanie Bucher
 
Tiefenbach. Es gibt in Bayern die Regel, dass der Krankenwagen innerhalb von zwölf Minuten beim Unfallort sein muss. Im Landkreis Cham, dem größten der Oberpfalz, ist das aber nicht überall so leicht. Deshalb haben sich vor sechs Jahren in der Gemeinde Tiefenbach die „Helfer vor Ort“ gegründet. Auch wenn sie diese Aufgabe im Ehrenamt übernehmen. Kosten fallen dennoch an. So müssen sie in der gut 45 Quadratkilometer großen Gemeinde mobil sein. Dafür braucht es neben einem Einsatzfahrzeug auch jede Menge Ausrüstung.
 
Zwar gibt es immer wieder großzügige Spenden und einen Förderverein, doch der Kauf des Ford Kuga hat ein nicht unerhebliches Loch in die Kasse gerissen. Von den Krankenkassen, die die laufenden Kosten bei den Rettungsdiensten übernehmen, gibt es für freiwillige Dienste, wie die Helfer-vor-Ort-Standorte, keine Finanzierung.
 
Dabei sind die ehrenamtlichen Helfer für die Gemeinde ein wahrer Glücksfall. Mehr als 700 Einsätze haben die bestens ausgebildeten Aktiven – aktuell sind es 21 Frauen und Männer – in dieser Zeit bewältigt, darunter als absolutes Highlight auch eine Hausgeburt.
 
Beim fünfjährigen Jubiläum hatte sich Bürgermeister Ludwig Prögler die Mühe gemacht, die registrierte Bereitschaftszeit von Mai 2018 bis Ende April 2023 zusammenzurechnen. Das Ergebnis ist beeindruckend: 79 000 Stunden – das entspricht in etwa 3 291 Tagen oder neun Jahren. Zeit, die die HvOler für Mitmenschen zur Verfügung standen und weiterhin stehen. Ehrenamtlich, ohne einen Cent Bezahlung, für ein dankbares Lächeln, ein Vergelt’s Gott oder ein einfaches, aber ehrlich gemeintes „Schön, dass ihr da seid“. Und gerade diese Bereitschaft, zu helfen, zeichnet die Aktiven der HvO-Gruppe aus. Dabei darf nicht verschwiegen werden, dass nicht alle Einsätze gut ausgehen. Umso höher ist der Dienst der Freiwilligen zu schätzen. Denn auch solche Situationen müssen verarbeitet werden.
 
Es braucht eine gehörige Portion Mut
 
Insofern brauchen die Helfer neben einer guten Ausbildung – dafür zeichnen Josef Königsberger vom Malteser Hilfsdienst und Klaus Scherr vom Bayerischen Roten Kreuz hauptverantwortlich –, auch eine gehörige Portion Mut. So jedenfalls hatte es Landrat Franz Löffler bei der Jubiläumsfeier im vergangenen Jahr formuliert. Vor so viel Courage könne man nur den Hut ziehen. Dass die HvOler auch gerne als „helfende Engel“ von Tiefenbach bezeichnet werden, kommt deswegen nicht von ungefähr. Es bringt die Wertschätzung der Bevölkerung deutlich zum Ausdruck.
 
Darüber hinaus weist die Tiefenbacher HvO-Gruppe eine Besonderheit auf: Es handelt sich hier um eine gut funktionierende Kooperation von Malteser Hilfsdienst und Bayerischem Roten Kreuz. Um die finanzielle Ausstattung der Truppe zu verbessern, wurde im Mai 2018 der Förderverein gegründet, dem inzwischen 271 Mitglieder angehören. Dank dieser Einrichtung konnte die Ausrüstung der schnellen Lebensretter nach und nach ergänzt werden.
 
Und auch bei der Ersatzbeschaffung eines Einsatzfahrzeuges spielte der Verein eine gewisse Rolle. Ist es ihm doch gelungen, tausende von Euro für einen neuen Ford Kuga zu beschaffen. Kleinere, aber auch größere Summen sind für das Fahrzeug eingegangen, wofür sich der Vorsitzende des Fördervereins, Ludwig Prögler, bei jedem Spender bedankt. „Egal ob 20 Euro oder mehr, jede Spende ist wertvoll“, ist er von der großen Spendenbereitschaft überwältigt.
 
Letztendlich konnten somit die 44 500 Euro aufgebracht werden, die erforderlich waren, den weißen Einsatzwagen über das Autohaus Weihrauch zu erwerben und durch die Firma SG-Einsatztechnik, Eschlkam, entsprechend technisch umzurüsten. Dazu gehört auch eine Summe von 10 000 Euro, die die Gemeinde zur Verfügung gestellt hat.