Mit dem roten „Ferrari“-Rollator

Mit dem klappbaren, leichteren Rollator kommt die 70-Jährige besser zurecht als mit dem Modell, das die Krankenkasse gezahlt hat. Foto: Stefanie Wieser
70-Jährige leidet an Parkinson und Depressionen – Gute und schlechte Tage
 
Von Stefanie Wieser
Rottenburg.
 
Rückwärts geht Eva Rissmeyer (Namen der Betroffenen von der Redaktion geändert) die Treppe runter. Langsam, vorsichtig, Schritt für Schritt. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten Josef bewohnt sie die Wohnung im ersten Stock in einer Siedlung in einem Ort im nördlichen Landkreis Landshut. Unten an der Treppe steht ein Klapp-Rollator. „Mein Ferrari“, scherzt Rissmeyer. Der handliche Rollator ist besonders leicht. Gut so, denn draußen vor dem Haus ist gleich nochmal ein Treppenaufgang zu überwinden, ehe sie hinaus auf die Straße kann.
 
Am Haus haben sie ein extra Geländer angebracht. Unten angekommen, klappt sie die Gehhilfe auf und läuft langsam, Schritt für Schritt, Richtung Gartentor. Eva Rissmeyer hat Parkinson. Die Diagnose erhielt die heute 70-Jährige 2018. Es gibt gute, und es gibt schlechte Tage. An guten klappt es mit der Gehhilfe und sie kommt zurecht.
 
An schlechten kommt sie ins Stocken, bis im schlimmsten Fall, wie neulich beim Einkaufen, gar nichts mehr geht. Dann stehe sie da und könne nicht mehr weiter, erzählt sie.
 
Dass sie diesen „leichteren“ Rollator bekommt, hat sie einiges an Kampf gekostet. Der Rollator, den die Krankenkasse voll bezahlte, war viel schwerer und unhandlich. Für den Alltag in der aktuellen Wohnsituation nicht zu gebrauchen. Zusammen mit ihrem Arzt, erzählt sie, habe es dann einen Kompromiss gegeben, aber die beiden Rentner mussten draufzahlen. Rund 160 Euro. Geld, das wieder ein Loch in die Haushaltskasse riss.
 
Die kleine Rente reicht hinten und vorne nicht
 
Bis zu ihrer Diagnose hatte Rissmeyer als Reinigungskraft gearbeitet. Nun bezieht sie Witwen-Rente und eine eigene, aber kleine Rente. Ihrem Lebensgefährten, der bis zum Renteneintritt als Elektriker arbeitete, bleibt ähnlich wenig. Er zahlt noch Schulden von früher ab. Außerdem war nun erst kürzlich ein neues Auto fällig. Das alte kam nicht mehr durch den TÜV. Auf das Fahrzeug ist das Paar aber angewiesen, nicht zuletzt wegen der Arztbesuche. Alle paar Wochen muss Rissmeyer nach Landshut zum Facharzt. Vier bis fünf Stunden Wartezeit seien keine Seltenheit. Josef muss mit, fährt sie. Mit den Öffentlichen nach Landshut rein, das würde nicht klappen. Zu wacklig ist sie auf den Beinen, berichtet ihr Lebensgefährte.
 
Neben der Parkinson-Erkrankung litt die 70-Jährige zuletzt ein Jahr lang noch an einem offenen Bein. Eine oberflächliche Wunde wollte einfach nicht verheilen. Immer wieder musste verbunden und gewickelt werden. Ihr Hausarzt verwies sie schließlich an einen Facharzt in der Schlossklinik. Der redete ihr gut zu: „Wäre doch gelacht, wenn wir das nicht wieder hinkriegen.“ Inzwischen hat sich das Bein gebessert. Rissmeyer muss aber darauf achten, außerdem regelmäßig zur Fußpflege, für die auch Geld gespart werden muss.
 
Zudem prägen Depressionen ihren Alltag. „Jeder Tag ist anders“, erzählt sie dabei. Auf einem Zettel notiert sie, wie es ihr geht, und was sie beim nächsten Mal mit dem Arzt besprechen will. Unruhe-Zustände, Zittern, Schlaflosigkeit, zuletzt Atemnot. Doch neben den halbjährlichen Routine-Terminen sind kaum zusätzliche bei akuten Problemen zu kriegen.