Damian wurde nur fünf Jahre alt

Damian mit seinem kleinen Bären. Das Kuscheltier liegt nun im Bett seiner Eltern. Fotos: privat

Eine Familie aus dem Landkreis Straubing-Bogen trauert um ihren Sohn. Der kleine Damian stirbt nach einer Rotaviren-Infektion. Seine Mama kämpft außerdem gegen den Krebs

Von Marie Schmid

Straubing-Bogen. Damian liebte Autos, liebte Eis, liebte das Wasser. „Ein besonderes Kind“, sagt seine Mama. Sie sitzt mit ihrem Mann am Esstisch in ihrer Wohnung im Landkreis Straubing-Bogen. Die beiden haben das Schlimmste erlebt, was Eltern passieren kann: Sie haben ihr Kind, ihren geliebten Damian, verloren. „Ich kann nicht mehr weinen“, sagt der Papa. „Ich habe keine Kraft mehr.“

Es ist Ende August dieses Jahres. Die Familie – Mama, Papa, Damians kleine Schwester und er selbst – erkranken am Rotavirus. Durchfall, Erbrechen und Bauchschmerzen sind gängige Zeichen einer Erkrankung durch Rotaviren.

Nur Damians älterer Bruder steckt sich nicht an. Die Erkrankung sei bei allen normal verlaufen, mit etwas Erbrechen und Durchfall. Auch bei Damian sei zunächst nichts auffällig gewesen, erzählt seine Mama. Am Freitag habe er sich zum ersten Mal übergeben, er habe die Tage danach aber gespielt, getrunken und unter anderem nur leichten Durchfall gehabt. „Er ist nicht flach gelegen.“

„Wir dachten, es ist nur ein Virus“

In der Nacht auf Montag schläft der Fünfjährige nicht. Morgens fallen seinen Eltern rote Flecken am Körper auf, berichtet der Papa. Er hat kalte Hände und Füße, wollte immer noch nicht schlafen. Die Kinderärztin schickt die Familie in eine Klinik. „Er war müde, ohne Kraft“, sagt die Mama. Sie ist zunächst noch guter Dinge. „Wir dachten, es ist ja nur ein Virus.“

In der Klinik läuft laut Aussage der Familie sehr viel falsch. Damian sei nicht richtig behandelt worden, das Personal habe zu wenig unternommen. Die Eltern erheben schwere Vorwürfe, planen, auch einen Anwalt einzuschalten.

Im Krankenhaus sei es Damian immer schlechter gegangen. Unter anderem steht sein kleines Herz mehrmals still, er liegt im Koma. „Überall waren so viele Schläuche“, erinnert sich der Papa.

Der Bub wird verlegt. Sein Zustand sei weiter kritisch gewesen, aber seinen Organen sei es etwas besser gegangen. Auch die roten Flecken verschwinden. Eine von den Ärzten vorgeschlagene Blutdialyse habe aber nicht mehr funktioniert. Wenig später stellen die Ärzte fest, dass sein komplettes Gehirn angeschwollen ist. Sollte er jemals wieder aufwachen, dann nur schwerstbehindert. Kurz darauf stirbt der kleine Bub. „Er hat es für sich entschieden“, sagt seine Mama. Tränen laufen über ihre Wangen. Damian wird nur fünf Jahre alt.

In diesen ersten Stunden des unfassbaren Schmerzes entschließt sich die Familie, Damians Organe zu spenden. Bis zur OP hat sie viel Zeit, sich von ihrem geliebten Sohn zu verabschieden. Damians Herz schlägt heute in einem anderen kleinen Buben. Der Fünfjährige rettete ihm das Leben. Auch seine beiden Nieren haben sehr kranken Menschen geholfen.

Seit Damians Tod ist nichts mehr so, wie es mal war. Die Familie versucht, ihren Alltag zu bewältigen. Der kleine Sonnenschein fehlt ihnen allen so sehr. Seine Mama ist in psychiatrischer Behandlung. Seit Allerheiligen, erzählt sie, ist der Schmerz wieder ganz schlimm.

Auch Damians Bruder trauere stark, sagt sie. Er wünscht sich, dass Damian zurückkommt, bei ihm im Zimmer schläft. „Er hat ihn auch immer begrüßt, wenn er von der Schule nach Hause gekommen ist.“ Die kleine Schwester verstehe noch nicht, was passiert ist. „Aber sie weiß, dass jemand fehlt.“

Zu dem großen Schmerz kommt noch eine Krebserkrankung der Mama. Sie hat gerade ihre letzte Chemo hinter sich und macht jetzt noch zwei Jahre lang eine Antikörpertherapie.

Jeden Tag ist die Familie nun an Damians Grab, das sie liebevoll geschmückt hat. Hier brennt immer ein Licht. „Damian ist immer im Licht, aber ich will nicht, dass es dunkel ist“, sagt die Mama. An Heiligabend möchte die Familie am Grab einen kleinen Christbaum aufstellen. „Wir machen dort für ihn Weihnachten, er bekommt auch ein Geschenk“, sagt der Papa.

Ein Grabstein für das geliebte Kind

Am Grab fehlt nun noch ein Grabstein. Sie wollen nicht irgendeinen, sagt sie Mama. Sie wollen es Damian schön machen. Doch leider hat die Familie aus dem Landkreis Straubing-Bogen schon länger große finanzielle Sorgen.

Ein Grabstein für ihren geliebten Sohn wäre deshalb wirklich eine Erleichterung.

Wenn man Damian ein kleines Auto gegeben hat, hat er sich so sehr gefreut, „als wäre es eine Million Euro wert“, erzählen die Eltern und lächeln. Jede Ameise sei für ihn besonders gewesen, er habe an so vielen Dingen so viel Freude gehabt.