Sein Wunsch: Eine zweite Chance

Die Mutter des 46-jährigen Wallersdorfers Max stirbt früh, der Vater ist alkoholsüchtig. Dann kommen bei Max auch noch Schulden, Sucht und eine Wirbelsäulenkrankheit dazu

Der Wallersdorfer hatte es bisher nicht leicht im Leben. Er wünscht sich nichts mehr, als seine Schulden loszuwerden und eine zweite Chance zu bekommen. Symbolfoto: Sina Schuldt/dpa

Von Johannes Bäumel

Es scheint beinahe so, als würde ein Fluch auf Max (Name von der Redaktion geändert) lasten. Der 46-Jährige aus Wallersdorf (Kreis Dingolfing-Landau) fragt sich, „warum ich kein Glück haben darf im Leben“. Und traurig fügt er hinzu: „Immer, wenn ich geglaubt habe, am Höhepunkt in meinem Leben angekommen zu sein, hat es gehapert.“

Max hat nicht viele Freunde, seine Schwester, zu der er eine gute Beziehung pflegte, ist schon gestorben. Er ist oft alleine und denkt viel nach. Zum Beispiel an seine Jugend. Die war alles andere als einfach. Schwer getroffen hat den Wallersdorfer der frühe Tod seiner Mutter. Als bei ihr Lungenkrebs diagnostiziert wird, ist er gerade einmal 14 Jahre jung.

Drogenkonsum und gesundheitliche Probleme

Zwei Tage vor seinem 18. Geburtstag stirbt seine Mama. Der Vater sei alkoholsüchtig gewesen, hätte ihn immer wieder geschlagen, sagt Max. Er will der Realität entfliehen und greift zu Marihuana. Der Drogenkonsum hat Folgen. Er führt dazu, dass ihm die Polizei den Führerschein nimmt. Auch mit der Ausbildung zum Schreiner läuft es nicht nach Plan. Schwer getroffen vom familiären Schicksal, muss Max sie im dritten Lehrjahr aufgrund psychischer Probleme abbrechen.

Im zweiten Anlauf kann Max sie erfolgreich abschließen. Doch dann der nächste Schock: Schwere Wirbelsäulenprobleme treten auf. Erst durch entsprechende ärztliche Behandlung – zwei Wirbel werden versteift – und Medikamente wird es erträglicher für ihn. Ohne Schmerzmittel geht es aber bis heute nicht. Immerhin kann Max wieder anfangen, zu arbeiten.

Er macht sich als Raumausstatter selbstständig, kann davon zunächst gut leben. Im wahrsten Sinne des Wortes grätscht dem Wallersdorfer da aber das Schicksal dazwischen. Beim Fußball erleidet er einen Schien- und Wadenbeinbruch. „Da war dann Schluss mit der Selbstständigkeit – von heute auf morgen“, erinnert er sich. Nach einer längeren Zwangspause daheim findet Max wieder Arbeit als Angestellter. Doch seine Wirbelsäulenprobleme quälen ihn und machen das Arbeiten unerträglich. Dazu kommen Schulden, die sich angehäuft haben. Um der Langeweile daheim und den Problemen in der realen Welt zu entfliehen, geht Max nun häufig in Spielcasinos und verzockt sein noch verbliebenes Einkommen und Teile seiner Berufsunfähigkeitsversicherung, die ihm ausbezahlt wird. Die ohnehin schon vorhandenen Schulden steigen weiter. Mittlerweile hat der 46-Jährige sich im Internet wie auch bei Spielcasinos in der Nähe auf eigene Initiative sperren lassen. Außerdem verwaltet sein Krankengeld, das er bezieht, der Verein „Wallersdorfer Netzwerk“. Dieser unterstützt seit 2005 Bürger aus dem Gemeindegebiet Wallersdorf, die unverschuldet in Not geraten sind. Die Hilfsorganisation kümmert sich auch um Max.

Vorsitzende Susanne Unger kennt ihn mittlerweile seit mehreren Jahren, hilft ihm aktuell auch dabei, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. „Seine Bankkarte hat er mir gleich freiwillig gegeben“, betont sie. Außerdem sei er wegen der Spielsucht auch schon in Behandlung gewesen und seitdem auch nicht mehr rückfällig geworden. Das Netzwerk habe einen Teil der bereits länger vorhandenen Mietschulden von Max übernommen und helfe ihm im Moment auch dabei, einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente zu stellen.

„Seit ich 17 bin, habe ich Schulden“

Trotzdem: Alle Schulden von Max, aktuell noch mehrere Tausend Euro, kann auch die Wallersdorfer Hilfsorganisation nicht übernehmen, sagt Unger. Sie hofft nun, dass unsere Leser im Rahmen der Spendenaktion „Freude durch Helfen“ ein großes Herz zeigen und Max unterstützen. „Um die Verwaltung des Geldes kümmern uns natürlich wir“, stellt sie klar. Das heißt, dass damit bestehende Schulden, zum Beispiel an einen Stromanbieter, abbezahlt werden. Der Wallersdorfer bekomme außerdem nur ein regelmäßiges, begrenztes Taschengeld oder es werden Waren für ihn angeschafft. Max ergänzt: „Mir geht es nur darum, eine zweite Chance zu bekommen. Seit ich 17 bin, habe ich Schulden. Ich will nichts mehr, als einfach nur noch einmal bei Null anfangen zu dürfen.“