Von Andrea Weidemann
Deggendorf. Als der kleine Toni vor fast genau drei Jahren im Donauisar Klinikum Deggendorf auf die Welt kam, wog er gerade einmal 820 Gramm. 26-Wochen-Kind. Frühchen mit absolut kritischem Geburtsgewicht. „Ich hatte eine Schwangerschaftsvergiftung. Das Baby musste geholt werden“, erzählt Mama Nadine Lehner (34). In den schweren Wochen nach der Geburt halfen ihr – natürlich – die Ärzte. Aber auch der Bunte Kreis, eine Abteilung des Klinikums, dessen multiprofessionelles Team sich weit über die kritische Phase hinaus um das Wohlergehen von zu früh geborenen, schwer oder chronisch kranken Kindern und ihren Familien kümmert.
„Unsere Nachsorgeschwestern besuchen Eltern und Nachwuchs zu Hause, geben Tipps und Anleitung, stehen gegebenenfalls auch nachts für Fragen zur Verfügung, und begleiten bei Bedarf auch mal zum Kinderarzt“, erklärt Elena Graf. Die Kinderkrankenpflegerin und Case-Managerin hat die Leitung des Bunten Kreises dieses Jahr von ihrer Mutter Linda Nowak übernommen und teilt mit ihr nicht nur die Liebe zu (kleinen) Kindern und die Empathie für deren Eltern, sondern auch die Leidenschaft für ihren Beruf. Denn Fakt ist: Mit einem zu früh geborenen Kind steht eine Familie vor ganz besonderen Herausforderungen. Da ist die Unterstützung einer speziell ausgebildeten Nachsorgeschwester oder eines sonstig zum Team gehörenden Experten (Ärzte, Hebamme, Psychologe, Sozialpädagoge) Gold wert.
Wovon Nadine Lehner und ihr Mann Stefan übrigens nicht nur ein Lied singen können: Anfang Oktober ist die 34-Jährige erneut Mutter geworden. Und erneut kam das – in diesem Fall doppelte – Mutterglück zu früh. Die Zwillinge Paul und Lio wurden in der 34. Woche per Kaiserschnitt entbunden, wogen beide unter 2 000 Gramm. Wie bei dem inzwischen dreijährigen Paul war eine Schwangerschaftsvergiftung der Mutter Grund für die verfrühte Geburt. Nachdem Nadine bereits zwei Wochen zuvor stationär aufgenommen worden war, blieb allerdings Zeit genug, um den Bunten Kreis ein weiteres Mal um seine Unterstützung zu bitten. – „Die Nachsorgeschwestern kümmern sich in der Regel schon in der Klinik um die Familien, die sie später für einige Zeit begleiten“, erklärt Elena Graf. So entstehe Vertrauen. Und eine Beziehung, die manchmal über viele Jahre hinweg andauert.
Dass Frühchen sich so prächtig entwickeln wie der kleine Toni und seine Zwillings-Geschwister, ist für Elena Graf und ihr Team der größte Lohn. Dennoch muss man sich Helfen leisten können. Zwar übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Betreuungskosten in einem gewissen Rahmen, dennoch kann nicht alles, was nötig und notwendig ist finanziert werden. In diesem Sinne hat der Bunte Kreis vor wenigen Wochen einen gemeinnützigen Förderverein gegründet. Spenden sind mehr als willkommen.
Wer den Förderverein Bunter Kreis Deggendorf unterstützen beziehungsweise Näheres erfahren möchte, erreicht die Vorsitzende Linda Nowak unter der Telefonnummer 09962/2576 oder per E-Mail an fordervereinbunterkreisdeg@gmail.com.