Freude durch Helfen

Es reicht nicht mehr zum Leben

Obwohl die beiden Frauen jeden Cent zweimal umdrehen und sparen, wo es nur geht, reicht das Geld nicht mehr, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Symbolfoto: Jens Kalaene/dpa

Von Alexandra Brückl

Waldmünchen. Viel Geld hatten sie noch nie, doch sie haben eisern gespart, jeden Cent zweimal umgedreht. So kamen eine 89-jährige Frau und ihre Tochter, Anfang 60, einigermaßen über die Runden. Vor Corona, denn die Pandemie hat auch bei den beiden Frauen aus dem Altlandkreis Waldmünchen Spuren hinterlassen – nicht nur körperliche, sondern auch finanzielle. Die Pandemie stürzte sie in Existenznot. Inflation, gesundheitliche Probleme und der Verlust der Arbeitsstelle führten dazu, dass sie nun ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten können.

Um Kosten zu sparen, leben beide ohnehin schon gemeinsam in einem kleinen Häuschen und teilen sich die Ausgaben. Mit der Grundsicherung der Mutter und dem Einkommen der Tochter, die Vollzeit bei einer Zeitarbeitsfirma arbeitete, reichte es vor der Pandemie fürs Nötigste. Sie konnten ihre Kredite für das Haus bedienen und ihr tägliches Leben inklusive Heizung, Strom und allem, was dazu gehört, finanzieren.

„Wir sind eine normale Familie, aber seit Corona hat sich vieles verändert“, sagt die Jüngere. Gleich zu Beginn der Pandemie erkrankten beide an Covid-19, später beide noch ein zweites Mal. Bei der Mutter nahm bereits die erste Erkrankung einen schweren Verlauf. Sie bekam massive gesundheitliche Probleme und musste sich mittlerweile einer komplizierten Herzoperation unterziehen.

Die Tochter hatte die erste Corona-Infektion relativ gut überstanden, doch beim zweiten Mal kam sie nicht so glimpflich davon. Nach dieser zweiten Covid-Erkrankung 2022 traten auch bei ihr erhebliche gesundheitliche Probleme auf. Längere Krankschreibungen waren die Folge. „Dann lief mein Arbeitsvertrag aus und wurde nicht verlängert“, erzählt die Tochter, die bis dahin bei einer Zeitarbeitsfirma beschäftigt war.

Mit dem Arbeitslosengeld 1 wurde es eng. Mit der Grundsicherung der Mutter und den 60 Prozent des früheren Nettogehalts der Tochter können die beiden Frauen trotz aller Sparmaßnahmen die laufenden Kosten nicht mehr decken. „Das Geld reicht hinten und vorne nicht“, gesteht die Jüngere, die nach wie vor unter großen gesundheitlichen Problemen und Einschränkungen zu leiden hat. Um die laufenden Kredite bedienen zu können, mussten die beiden notgedrungen mittlerweile weitere Schulden machen.

Um aus diesem Teufelskreis auszubrechen und wieder richtig fit und somit arbeitsfähig zu werden, machte die Tochter vor Kurzem eine Rehabilitationsbehandlung. Doch der erhoffte Erfolg blieb aus. Die Ärzte bestätigten ihr, dass sich nicht mehr voll arbeitsfähig ist – nur noch maximal drei Stunden täglich. Aufgrund ihrer gesundheitlichen Einschränkungen kommt allerdings nur eine leichte Tätigkeit in Frage. Seitdem ist die Frau auf Jobsuche. Da sie keine berufliche Qualifikation hat, kein leichtes Unterfangen. Sollte sie nicht bald fündig werden, befürchtet sie weitere Kürzungen des Arbeitslosengeldes. „Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie es weitergeht“, sagt die Frau – auch mit Blick auf die steigenden Lebenshaltungskosten. Strom, Heizen, Lebensmittel, alles wird teurer. Auch das Folgen der Pandemie, unter denen die beiden Frauen zu leiden haben. Unter diesen Voraussetzungen ist für sie ein normales Leben in weite Ferne gerückt. Momentan reicht das Geld nicht einmal für das dringend benötigte Heizöl, um über den Winter zu kommen. Am Sparwillen fehlt es den beiden nicht, ganz im Gegenteil: „Sie nutzen jede Chance, um Lebenshaltungskosten zu sparen“, sagt Arnold Lindner, Mitglied der Nachbarschaftshilfe und für die Malteser bei der Lebensmittelausgabe und im Kleiderstadl tätig. Durch diese Einrichtungen kennt er die beiden Frauen und weiß, dass sie äußerst sparsam sind und alles tun, um diesen Teufelskreis, in den sie durch die Pandemie geraten sind, zu durchbrechen.

Den Gürtel noch enger schnallen, geht nicht

Doch das Geld, das ihnen derzeit zur Verfügung steht, reicht nicht, zumal die Kosten in allen Bereichen des täglichen Lebens enorm gestiegen sind. Noch mehr sparen geht nicht: „Mutter und Tochter schränken sich ohnehin schon stark ein und gönnen sich nichts“, weiß Lindner. Um wieder Fuß fassen zu können, brauchen die beiden Unterstützung. Im Rahmen unserer Weihnachtsaktion „Freude durch Helfen“ hat Lindner deshalb den Kontakt zu den beiden Frauen vermittelt und hofft, dass ihr Weihnachtswunsch in Erfüllung geht: Ein normales Leben wie vor der Pandemie.