Von Günther Glitschenstein
Roding. (ggl) Das Virus hat seinen großen Schrecken verloren, welch ein Glück. Doch es ist nicht vorbei, noch lange nicht. Jetzt, im Jahr drei der Covid-Pandemie, fühlt sich das Leben für viele Menschen wieder weitgehend normal an.
Bewohnerinnen und Bewohner in Einrichtungen, die positiv getestet worden sind, sind weiterhin getrennt von den anderen Bewohnern der Pflegeeinrichtung unterzubringen, zu pflegen, zu betreuen und zu versorgen. Hierzu können nicht vermeidbare Zimmerquarantänen angeordnet werden. Leider kommt dies immer wieder vor. Dies stellt für Menschen, die eh in vielen Dingen des Lebens eingeschränkt sind, hohe Belastungen dar.
Otmar B. lebt in der Wolfgang-Spießl-Wohnstätte in Cham, er ist zufrieden, ging bis vor ein paar Jahren einer Tätigkeit in der ZIP (Zentrum für individuelle Produktion) nach und verbringt nun seinen Tag in der Seniorengruppe der Einrichtung. Dort werden er und viele Mitbewohner das ganze Jahr über betreut, nach ihren besonderen Bedürfnissen versorgt und haben ein Zuhause.
Otmar B. hat ein bewegtes Leben hinter sich, immer wieder erzählt er davon, wie er den Sumpf, in dem er steckte, entkommen ist und zu einem geregelten Leben zurückgefunden hat. Seit 20 Jahren bin ich nun der Betreuer von Otmar B. und durfte diese positive Entwicklung miterleben.
Die Festtage kann er zum Glück noch mit seiner in Nürnberg lebenden Mutter, verbringen. Andere Bewohner, die aufgrund ihres Alters oder widriger Umstände keine Familie haben, bleiben auch an Weihnachten im Wohnheim.
Früher seien es nur wenige gewesen, doch ihre Zahl steigt immer weiter, meint Wohnheimleiter Bernhard Reiser.
Eine geordnete Tagesstruktur ist wichtig. Vorrangiges Ziel der Arbeit des Betreuungspersonals ist es, eine Trennung vom Alltag zu ermöglichen, den Bewohnern eine Untergliederung des Tagesablaufes in Zeiten der Beschäftigung, der Erholung und der Entspannung zu geben. Hierbei geht es nicht um eine beliebige Strukturierung des Tagesablaufes, sondern im Mittelpunkt steht eine Teilhabe an gesellschaftlich relevanten und üblichen Tätigkeiten, die persönlich als sinnvoll erlebte Beschäftigung gesehen werden. Dabei ist die Mobilität Grundlage für Autonomie, für eine selbstbestimmte Lebensführung und Teilhabe am sozialen Leben. Daher ist es gerade bei Menschen mit Handicap wichtig, diese Bewegungsfreiheit so weit wie möglich zu erhalten. Es wird deshalb immer mehr Physiotherapie verordnet. Grund hierfür sei, dass Verschreibungsautorisierte stets bemüht seien, die Menschen in den Heimen mit allen Mitteln mobil zu halten. Das wichtigste Ziel sollte dabei die Sturzprophylaxe sein. Hilfsmittel, die mobilisieren, können dabei eine große Hilfe sein.
Sie befinden sich ständig in der Weiterentwicklung. Technische Hilfsmittel wie Gehwägen oder Rollstühle erlaubten eine aktivere Beteiligung am Leben. Positionierungshilfen, Kissen und Schienen können die Arme und Beine beim Sitzen im Roll- und Pflegestuhl unterstützen, somit Schmerzen reduzieren.
Auch Stimulationssysteme können helfen, die Körperwahrnehmung des Betroffenen zu erhalten. Stimulation der sensorischen Nervenzellen der Haut sollen dabei kleine Eigenbewegungen des Pflegebedürftigen anregen.
Um die Lebensqualität zu verbessern, wurde vom Heimleiter Bernhard Reiser, angeregt, für Otmar B. einen Massagesessel anzuschaffen, der allerdings auch von den anderen Heimbewohnern genutzt werden kann. Das Problem der fehlenden Körperwahrnehmung haben viele Bewohner. Otmar B. würde sich sehr über die Erfüllung dieses Wunsches freuen.