Freude durch Helfen

„Der Zu­sam­men­halt be­geis­tert mich“

Clau­dia Karl-Fi­scher von „Freu­de durch Hel­fen“ be­rich­tet über die Be­ne­fiz­ak­ti­on.

Claudia Karl-Fischer
Claudia Karl-Fischer von der Aktion „Freude durch Helfen“ zeigt einen Ordner mit Fällen aus diesem Jahr. Foto: Marketingabteilung

Interview: Sophie Schattenkirchner

Sie ist das Gesicht der Benefizaktion „Freude durch Helfen“: Claudia Karl-Fischer von der Marketingabteilung der Mediengruppe Attenkofer. Wir haben mit ihr über ihre Arbeit gesprochen, in der sie fast täglich mit Schicksalsschlägen konfrontiert ist.

Straubinger Tagblatt: „Freude durch Helfen“ gibt es seit 25 Jahren. Was ist in diesem Jahr anders?

Claudia Karl-Fischer: Der Ukraine-Krieg treibt die Kosten nach oben, die Energie- und Lebensmittelpreise steigen. Außerdem spüren wir immer noch die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Diese Notsituation trifft all jene hart, die eh schon wenig hatten.

Wie viele Fälle haben Sie in diesem Jahr bearbeitet?

Karl-Fischer: Wie in den vergangenen Jahren waren es rund 500. Das sind 500 unverschuldet in Not geratene Menschen in der Region.

Welche Menschen leiden derzeit besonders?

Karl-Fischer: Das sind vor allem Frauen, die alleinerziehend sind. Mini-Jobber, die von der Corona-Pandemie getroffen wurden, Selbstständige und Senioren. Viele jüngere Menschen, die in der Gastronomie gejobbt haben, leiden seit der Pandemie unter großen Einschnitten, haben keinerlei Ersparnisse. Geht dann eine Waschmaschine kaputt, können sie sich keine neue leisten.

„Dann passiert so unglaublich viel“

Wohin fließt das Geld aus der Benefizaktion?

Karl-Fischer: Insbesondere in Hilfe zum Leben, das heißt in Lebensmittel, Hygieneprodukte, Heizstoffe, Energiekosten. Es geht an Vereine, an Tafel-Projekte. Bedürftige können sich damit neue Haushaltsgeräte oder dringend benötigte Möbel kaufen. Was mir in diesem Jahr auffällt: Viele Menschen haben wirklich jegliche Zuversicht verloren, sind psychisch sehr angeschlagen. Früher haben sich viele gedacht: „Ach, dann jobbe ich einfach, dann wird das schon wieder.“ Durch die Pandemie ist das aber schwierig und unsicher geworden. Wenn diese Menschen dann plötzlich Hilfe von unserer Aktion erhalten, dann passiert da so unglaublich viel.

Was denn?

Karl-Fischer: Mich erreichen handschriftliche Karten und Briefe. Die Menschen beschreiben darin das Glücksgefühl, das sie empfunden haben, als sie von der Unterstützung erfahren haben. Das gibt ihnen so viel mehr. Deshalb hoffe ich auch in diesem Jahr auf die Großzügigkeit unserer Leser. Im Jahr 2021 sind bei „Freude durch Helfen“ insgesamt 598.000 Euro zusammengekommen. Wir haben das Geld eins zu eins an Bedürftige in der Region weitergegeben.

Bei der Aktion „Freude durch Helfen“ wenden sich ja Paten an Sie, das können Sozialpädagogen, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen oder Pfarrer sein, und schildern Ihnen die Fälle…

Karl-Fischer: Ja, wir arbeiten nach dem Patenprinzip. Unsere Paten können die Fälle genau einschätzen. Unsere Paten sind integre, sehr vertrauenswürdige Personen, die die Bedürftigen begleiten.

„Niemand ist vor einem Schicksalsschlag gefeit“

Oft sind die Fälle mit Schicksalsschlägen verbunden. Welcher Fall in diesem Jahr hat Sie besonders berührt?

Karl-Fischer: Der Fall des erst 33 Jahre alten Familienvaters aus dem Landkreis Straubing-Bogen, der völlig überraschend im September gestorben ist. Die Witwe und die drei Kinder haben nun auch noch mit finanziellen Sorgen zu kämpfen. Hier versucht unsere Aktion zu helfen. In so einem Moment wird einem wieder bewusst, wie schnell sich das Leben verändern kann – und dass wirklich niemand vor so einem Schicksalsschlag gefeit ist.

Man merkt, dass Ihnen das sehr nahe geht…

Karl-Fischer: Wenn ich durch unseren Ordner mit den Fällen blättere, lese ich von Alleinerziehenden, die schwer an Krebs erkrankt sind und von ihrem ehemaligen Partner keinerlei Hilfe bekommen, von Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen, von Kindern, die unter mehrfachen Behinderungen leiden. Das beschäftigt einen natürlich. Umso schöner ist es, dann zu sehen, welche Zuversicht ein Betrag aus unserer Spendenaktion diesen Menschen bringen kann, welche große Freude unsere Leser den Bedürftigen damit machen. Der Zusammenhalt begeistert mich.