Auch denjenigen, deren Beruf es ist, andere zu unterstützen, kann man unter die Arme greifen: ein Einblick in die vielfältigen Angebote der Familienhilfe der Caritas Regen.
Von Emilia Gegenfurtner
Landkreis Regen. Jede Familie hat so ihre Baustellen – doch manchmal werden diese zu groß, um sie allein zu bewältigen. In diesem Fall ist es weniger ein Zeichen der Schwäche, sondern vielmehr der Stärke, wenn man sich helfen lässt. Verantwortlich für diese Art der Unterstützung sind im Landkreis Regen die Teammitglieder der Sozialpädagogischen Familienhilfe und Erziehungsbeistandschaft der Caritas. Mit dazu gehören Einrichtungsleiterin Natascha Perl und Sozialpädagogin Julia Lender.
Der Verantwortungsbereich der Mitglieder teilt sich dabei auf in drei Maßnahmen: Familienhilfe, Erziehungsbeistandschaft und Begleitung junger Erwachsener. Die Aufgaben der Familienhilfe sind breit gefächert. „In erster Linie sind wir dazu da, den Familien zu helfen, dass die Kinder bei der Familie bleiben können und diese wieder sehr eigenständig ihr Leben bewältigen kann“, erklärt Perl. Dazu würden Unterstützung bei Haushaltsführung und Erziehungsfragen zählen, aber auch der Umgang mit Behinderung, nach Krankheit und nach oder während einer Sucht. „Dabei versuchen wir, die Familie darin zu stärken, dass sie ein eigenes Netz an Ansprechpartnern knüpfen. Somit können sie hinterher allein ohne unsere Unterstützung klarkommen“, führt Perl weiter aus.
Großes Motto: „Hilfe zur Selbsthilfe“
Bei der Erziehungsbeistandschaft wiederum stehe laut Perl das Kind selbst im Fokus. „Das ist wirklich in erster Linie die Hilfe direkt am Kind, meistens Jugendliche ab zwölf Jahren. Es ist aber auch bei jüngeren Kindern möglich. Da geht es darum: Was braucht das Kind selbst, um eigenständig ins Leben treten zu können? Welche Unterstützung braucht es, vielleicht auch noch bezüglich der Zusammenarbeit mit Eltern oder Schule?“
Den letzten Baustein macht die Begleitung junger Erwachsener aus. „Das ist eine Maßnahme, die meistens schon kurz vorm 18. Geburtstag angefangen hat“, erzählt Perl, „das ist dann so eine Überbrückungsphase. Dabei unterstützen wir die jungen Erwachsenen, vor allem wenn sie schon ausgezogen sind, dabei, ihr eigenes Leben zu organisieren. Damit sie lernen, wie sie ihre Tagesstruktur selbst gestalten können, wie sie mit Finanzen klarkommen, wo sie Unterstützung bei Wohnungs- oder Jobsuche bekommen. Dabei begleiten wir sie dann, bis sie maximal 21 sind.“
Ziel sei es generell, eine Familie oder Einzelperson nicht länger als zwei Jahre zu beraten. „Das ist aber von Fall zu Fall unterschiedlich, manchmal gibt es Situationen, in denen es länger geht“, wirft Lender ein. „Das große Motto bleibt Hilfe zur Selbsthilfe – damit die Klienten wirklich selbstständig sein können am Ende der Beratung.“
Nicht alle Familien freiwillig mit dabei
Wen die Sozialpädagoginnen aber betreuen, unterliegt der beruflichen Geheimhaltung. Das liegt auch daran, dass nicht jede der Familien, die ihre Unterstützung erhält, diese von sich aus beantragt hat. Die Einrichtung der Caritas arbeitet direkt mit dem Jugendamt zusammen und bekommt über dieses ihre Fälle zugeteilt. Natürlich könne nur den Familien geholfen werden, die das auch bis zu einem gewissen Grad möchten, erklärt Lender – „aber dass ein Elternteil tatsächlich erkennt, dass er Unterstützung mit seinem Kind bräuchte und dann selbstständig zum Jugendamt geht, ist genau so selten wie super.“
Die fünf Teammitglieder betreuen insgesamt immer etwa 20 Familien. Zurzeit begleitet Lender drei Familien, Perl vier. Mit jeder Familie vereinbare sie pro Woche etwa zwei Termine, so Lender.
Was macht die Familienhilfe dabei genau? „Das ist von Familie zu Familie unterschiedlich – je nachdem, was ansteht“, beginnt Perl, „wir erziehen die Eltern quasi dazu, wie man ein Leben in der Situation führen kann, in der sie sich befinden.“ Als fiktives Beispiel nennt sie eine Familie, die ein Kind mit einer Behinderung hat: „Da begleiten wir sie zu den Kinderarztterminen, zu der Frühförderung, zu den diversen Untersuchungen, die für das Kind notwendig sind. Wir schauen, welche Anträge gestellt werden müssen und wer die Ansprechpartner sind, welche zusätzlichen Dienste es gibt. Da gibt es zum Beispiel den familienentlastenden Dienst von der Lebenshilfe. Den kann man dann noch mit ins Boot holen, kann den Eltern Stück für Stück Partner an die Hand geben, die sie das ganze Leben lang in dieser Situation begleiten können.“ Das Verhältnis der Pädagoginnen zu den Familienmitgliedern, vor allem den Kindern, sei dabei meist fast freundschaftlich. Perl fügt hinzu: „Viele der Kinder nennen mich nicht Frau Perl sondern Natascha. Für sie bin ich einfach eine Bekannte. So ist es auch weniger schwierig für sie, mich anderen Kindern vorzustellen, wenn sie Besuch haben. Dann können sie einfach sagen: ‚Das ist die Natascha, eine Freundin.‘“
Spontane Hilfe bei finanziellen Krisen
Zwar ist die Einrichtung darauf ausgelegt, den Familien zur Selbstständigkeit zu verhelfen; unerwartete Notfälle kann es aber trotzdem geben. „Wir sind nicht da, um den Familien primär finanziell unter die Arme zu greifen“, stellt Perl vorab klar. Immerhin unterstützt die Familienhilfe nicht nur Familien, die wenig Mittel zu Verfügung haben – ihr Klientel sei bunt gemischt. Außerdem ist die Familienhilfe auch dafür verantwortlich, Eltern zum Beispiel dabei zu unterstützen, Wohngeld oder Leistungen zu beantragen. In Fällen eines Engpasses stehe das Team den Familien aber selbstverständlich dennoch zur Seite.„Wenn mal plötzlich die Waschmaschine nicht mehr geht oder das Kind als einziges nicht mit ins Schullandheim könnte, weil die Eltern gerade die Ansprüche für einen Antrag nicht erfüllen, springen wir ein“, erklärt Perl. Außerdem organisiere die Familienhilfe kleinere Ausflüge und Tagesfreizeiten für die Kinder. „Das können sich die Eltern teilweise einfach nicht mehr leisten, aber wir wollen den Kindern auch mal was Schönes bieten.“
Mit den Spenden durch die „Freude durch Helfen“-Aktion möchte das Team auch weiterhin seine Familien unterstützen und den Kindern einen guten Start ins Leben bereiten zu können.