Die unBehinderten Kulturtage gibt es seit über 30 Jahren – Finanzierung durch Spenden
Von Melanie Kolmer
Cham. Sie schaffen Begegnungen, ein kreatives Miteinander und bauen Barrieren ab: die unBehinderten Kulturtage. Seit über 30 Jahren gibt es dieses Inklusionsprojekt nun schon – „und die Vorbereitungen für 2026 laufen bereits“, erzählt Tamara Kager, die Leiterin der offenen Behindertenarbeit im Landkreis Cham (OBA). Sie will wieder ein buntes Programm anbieten, mit verschiedenen Workshops, einer Auftaktveranstaltung und einem Abschlussgottesdienst. Das hört sich toll und vielversprechend an, doch all das kostet Geld.
„Das Projekt finanziert sich einzig und allein durch Spenden“, erzählt Kager. Vereine, Verbände und sogar Schulen fördern die Kulturtage. Das Basarteam Roding hat 2024 beispielsweise seinen Erlös gespendet, die Bad Kötztinger Realschule, eine Inklusionsschule, hat einen Spendenlauf organisiert oder auch das Kabarett „Weibsbilder“ hat durch ein Benefizkonzert die unBehinderten Kulturtage finanziell unterstützt, zählt Kager einige Beispiele auf.
Menschen mit und ohne Behinderung haben Spaß
Damit bezahlt Kager die gesamten Ausgaben. Geld kosten vor allem die Materialien des Kunst-Workshops: „Ich brauche Leinwände, Farben, muss Getränke zur Verfügung stellen.“ Hinzu kommen diverse Saalmieten, Honorare für die Übungsleiter und Fahrtkosten. Trotz hoher Ausgaben will die OBA-Leiterin die Veranstaltung so niederschwellig wie möglich halten. Die Kosten eins zu eins auf die Teilnehmer umzulegen, kann und will sie nicht. „Dann kommt keiner mehr.“ Natürlich, einige Seminare kosten eine geringe Teilnahmegebühr, aber feste Bestandteile wie der Kunst-Workshop sollen auch weiterhin kostenlos sein. Kager strahlt, wenn sie sieht, mit welch großer Freude die Seminare angenommen werden. „Und die Mischung ist wirklich bunt.“ Menschen mit und ohne Behinderung haben vor allem eines: gemeinsam Spaß.
Mit der finanziellen Unterstützung von „Freude durch Helfen“ will sie das Angebot etwas breiter aufstellen. „Ein Theater-Workshop wäre mal eine tolle Sache“, schwärmt Kager. Denn mit attraktiven Angeboten könne sie vielleicht noch mehr Menschen erreichen. Vielleicht lasse sich auch der ein oder andere Fahrdienst damit finanzieren, da der Landkreis flächenmäßig sehr groß sei. Vielen Menschen mit Behinderung bleibt die Teilnahme an den Workshops oft verwehrt, da sie schlichtweg nicht an den Veranstaltungsort kommen können.
Mit mehr Geld ließe sich auch die Auftaktveranstaltung bunter gestalten. Kager denkt dabei an den Auftritt des Künstlers Phil Hubbe zurück, der mit seinen Karikaturen die Gesellschaft im Umgang mit Menschen mit Behinderung auf die Schippe nimmt. „Da Hubbe selbst mit MS eine Behinderung hat, kommt sein Humor sehr gut an“, erklärt Kager. Hubbe habe an diesem Abend seine Bilder vorgestellt und signiert. So schön solche besonderen Gäste sind – so teuer sind sie auch. Honorar, Fahrtkosten und oftmals noch eine Übernachtung: Das sprengt meistens den Rahmen. Doch sie machen die Veranstaltung zu etwas Besonderem.
Falls jemand ein tolles Hobby hat oder sich als Übungsleiter an den unBehinderten Kulturtagen beteiligen möchte: „Einfach bei uns anrufen.“ Kager freut sich, wenn Menschen auf sie zugehen. Bezüglich des Abschlussgottesdienstes hat sie das vergangenes Jahr erlebt. „Die Gemeinde Schönthal hat uns gefragt, ob wir die Kirche nicht bei ihnen halten wollen.“ Kager strahlt. Das Konzept, die unBehinderten Kulturtage an verschiedene Ort zu verteilen, geht auf. Zustande kam dies mit dem personellen Wechsel. Seit Beginn 1995 fand das Projekt immer an drei aufeinander folgenden Tagen in Furth im Wald statt – unter der Federführung von Wera Müller.
Zum 25-jährigen Jubiläum hat sie ihr Projekt nun in die Hände der Offenen Behindertenarbeit gelegt. Und Kager hat die Veranstaltung seitdem nun verstärkt im Landkreis verteilt. Warum? Zum einen, weil die OBA eine landkreisweite Organisation ist und zum anderen, weil sie auch Menschen beispielsweise aus der Gemeinde Wald die Möglichkeit einer Teilnahme geben möchte, ohne übermäßig lange Fahrzeiten in Kauf nehmen zu müssen. Auch den zeitlichen Rahmen hat die Leiterin etwas entzerrt. Was vorher an einem Wochenende stattgefunden hat, wird nun auf etwa vier Wochen verteilt. „Drei Tage hintereinander, das ist für viele oft sehr anstrengend“, erklärt Kager.
Nächstes Jahr starten die unBehinderten Kulturtage am 10. April, der Abschlussgottesdienst findet am 17. Mai statt. „Das Geld aus der Spendenaktion fließt hier bereits mit ein und kommt zu 100 Prozent den Menschen zugute“, betont Kager. „Das sind jährlich so um die 1.000 Teilnehmer.“
Info
Wer sich als Übungsleiter oder mit einem besonderen Hobby beteiligen möchte, der kann sich unter der Nummer 09971/2009493 melden.