Wenn Geld für ein warmes Essen fehlt

Für Rentnerin Hildegard R. war Lichtblick ein echter Lichtblick. Sie freute sich, als Mitarbeiterin Ines Weinzierl (r.) ihr schnelle Hilfe zusichern konnte. Foto: Christina Meyer/Lichtblick Seniorenhilfe

Von Angelika Gabor
Plattling. 

Wenn bedürftige Rentner kein Geld für ein warmes Mittagessen oder Winterschuhe haben, die Rente nicht einmal für eine Lesebrille reicht, ist Lichtblick Seniorenhilfe für sie da. Seit 21 Jahren unterstützt der Verein Menschen in Altersarmut. Was 2003 mit 70 Senioren begann, hat sich zu einer bundesweiten Organisation entwickelt, die aktuell mehr als 31 000 Rentner in Altersarmut finanziell unterstützt. Alleine in Plattling betreut Lichtblick rund 50 ältere Menschen, deren Altersvorsorge fürs tägliche Leben nicht reicht.

Den besorgniserregenden Anstieg der Zahl an hilfebedürftigen Rentnern registriert auch Angelika Färber vom Deggendorfer Büro der Lichtblick Seniorenhilfe. Dort werden die Anträge aus Niederbayern bearbeitet und die Hilfen koordiniert. Vor allem Frauen werden von Lichtblick Seniorenhilfe unterstützt: Rund 70 Prozent der Rentner sind weiblich, 30 Prozent männlich. Im Schnitt erhalten die vom Verein unterstützten Senioren 769 Euro Rente, bedingt vor allem durch Teilzeit und Arbeit im Niedriglohnsektor.

Lichtblick Seniorenhilfe greift ihnen mit finanziellen Hilfen für dringend benötigte Dinge unter die Arme – schnell und unbürokratisch innerhalb weniger Tage. Rentnerin Anna Hildegard R. (68) wandte sich im August an den Verein: „Ich wusste einfach nicht weiter“, sagt die Seniorin, die 47 Jahre als Büro- und Putzkraft gearbeitet hat. „Es gibt Monate, da ernähre ich mich die letzten zwei Wochen nur von Reiswaffeln – das Geld reicht einfach nicht.“ Nach Prüfung der Bedürftigkeit erhielt Anna Hildegard R. sofort 100 Euro für Lebensmittel. „Ich war überglücklich. Lichtblick ist für mich die letzte Rettung.“

Täglich melden sich alte Menschen in Not

„Täglich melden sich alte Menschen in Not, die, wie Hildegard R., nicht wissen, wie sie Lebensmittel, Nebenkostenrechnung oder Medikamente bezahlen sollen, obwohl sie jahrzehntelang gearbeitet haben“, bekräftigt Angelika Färber. Zu den finanziellen Nöten komme noch ein weiterer Aspekt: „Die alten Menschen vereinsamen, denn sie können es sich schlicht nicht leisten, zu reisen, Veranstaltungen zu besuchen oder auch nur einen Kaffee trinken zu gehen.“

Deshalb organisiert die Seniorenhilfe Lichtblick auch Treffen, um die Menschen aus ihrem tristen, sorgenbehafteten Alltag zu holen. Eine Veranstaltung, die sich großer Beliebtheit erfreut, ist das gemeinsame Frühstück, zu dem Lichtblick die gelisteten Senioren einlädt.

„Natürlich ist es für die bedürftigen Rentner ein Glanzlicht, wenn sie sich nicht nur nach Herzenslust satt essen können. Vor allem aber geht es um den Austausch. Hier muss sich niemand schämen, denn das ist für viele Senioren das größte Problem.“ Sie hätten nicht nur finanzielle Probleme, sondern würden es auch als Makel empfinden, dass sie um Hilfe bitten müssen. Bei den Treffen würde ihnen bewusst, dass es viele ältere Menschen gibt, deren Rente auch nicht ausreicht, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. „Vor allem ist es uns wichtig, aufzuzeigen, dass die gesamte Gesellschaft daran arbeiten muss, dass die Zahl der bedürftigen Rentner nicht noch weiter explodiert“, betont Angelika Färber.

Vor dem Weihnachtsfest wird es erneut ein Lichtblick-Frühstück in Plattling geben. Gerne würden Angelika Färber und das Deggendorfer Team dabei Gutscheine an die Rentner verschenken, um ihnen die Möglichkeit zu geben, für das Weihnachtsfest Lebensmittel zu kaufen, die sie sich sonst nicht leisten könnten.

„Wir würden gerne jedem unserer Rentner einen Gutschein über 50 Euro schenken, damit auch für sie das Weihnachtsfest genussreich gefeiert werden kann. Eine Unterstützung von ‘Freude durch Helfen’, wäre wunderbar, denn auch wir können nur helfen, wenn wir Spenden erhalten.“

Situation wird sich verschärfen

Dass die Not zunimmt, belegen auch die offiziellen Statistiken: So stieg die Armutsgefährdungsquote von Senioren ab 65 Jahren laut Statista seit 2005 von 11 auf 18,1 Prozent (2023). Die Gründe für den dramatischen Anstieg der hilfesuchenden Senioren sind vor allem die gestiegenen Lebenshaltungskosten. Ein Ende der prekären Entwicklung ist nicht in Sicht – im Gegenteil. Lichtblick-Gründerin Lydia Staltner prognostiziert: „Wenn in den nächsten Jahren die Babyboomer-Generation in Rente geht, wird eine riesige Welle an Hilfesuchenden auf uns zukommen.“ Da sich der gemeinnützige Verein nur aus Spenden finanziert, zählt jeder Euro.