Welch ein Katzenjammer

Lotte geht es gut – nachdem sie halbtot aus einem Straßengraben gerettet wurde: Erwin Engl und Lena Aschenbrenner, die im Rahmen von „Ehrenamt macht Schule“ freiwillig in der Katzenauffangstation mithilft, freut es. Foto: Thomas Linsmeier
Tierhilfeverein bangt um Zuhause für ausgesetzte Samtpfoten und plant deshalb Neubau
 
Von Thomas Linsmeier
Furth im Wald. 
 
Einige der 29 Samtpfoten, die in einem verlassenen Haus nahe Furth im Wald (Landkreis Cham) Asyl gefunden haben, wären ohne Roswitha und Erwin Engl sowie deren Helfer längst tot. Der Verein „Tierhilfe Furth im Wald – Für Katzen in Not“ hat sie aufgenommen, medizinisch versorgen lassen und gibt ihnen Futter und Unterkunft, bis sie eine neue Heimat finden. Doch nun droht den Katzenrettern selbst die Suche nach einer neuen Heimat.
 
„Wir haben zwar noch einen laufenden Mietvertrag. Aber ob der verlängert wird …?“ Roswitha Engl zuckt mit den Schultern, während ihr Gesicht deutliche Zweifel vermuten lässt. Deshalb wollen sie sich vorbereiten, damit der Verein und vor allem die gestrandeten Vierbeiner nicht plötzlich ohne Zuhause dastehen. So laufen derzeit Überlegungen, ein Katzendomizil zu bauen, falls sie ihre Heimat räumen müssen. „Wir hätten schon einen Platz, wo wir bauen könnten“, erklärt Erwin Engl. Die Finanzierung stellt den Verein jedoch vor eine große Herausforderung. „Wie sollen wir das bezahlen?“, blickt er voller Bedenken in die Zukunft.
 
Jeder kann mit einer Spende helfen
 
Vor sieben Jahren haben die Engels am Blätterberg bei Furth im Wald ihr Katzenasyl gegründet. Dank eines tierlieben Ehepaars, das inzwischen verstorben ist, bekamen sie einen alten Stall überlassen. Diesen baute der Verein in mühevoller Eigenregie in eine 90 Quadratmeter große Auffangstation um. Nach dem Tod des Ehepaars ist es jedoch ungewiss, ob der Tierhilfeverein dort dauerhaft bleiben kann. Für die Engels und ihre Mitstreiter besteht jedoch kein Zweifel: „Es muss weitergehen! Das Elend ist einfach zu groß. Die anderen Einrichtungen in der Umgebung sind jetzt schon überlastet“, sagt Roswitha Engl.
 
Über die Ursachen dieses Elends muss sie nicht lange nachdenken: Es ist die mangelnde Bereitschaft von Katzenbesitzern, ihre Samtpfoten kastrieren zu lassen. Auch die Corona-Zeit, in der sich viele eine Katze zur Gesellschaft angeschafft hatten, sie aber nun nicht mehr behalten möchten, sowie die deutlich gestiegenen Tierarztkosten bringen Auffangstationen wie die in Furth an ihre Leistungsgrenze.
 
Die Sorgen und Probleme, mit denen diese ehrenamtliche Initiative täglich zu kämpfen hat, sind auch ohne die Angst, wie es mit ihrer Unterkunft weitergeht, groß genug. Inzwischen haben dort 523 Samtpfoten Unterschlupf und Hilfe gefunden. Für die Ehrenamtlichen des Vereins bedeutet dies Dauerbeschäftigung vor und nach der Arbeitszeit, sodass für andere Freizeitaktivitäten keine Zeit mehr bleibt.
 
Neben der vielen Arbeit ist auch die seelische Belastung enorm. „Es ist oft ein Elend, das wir sehen“, sagt Roswitha Engl. Sie erzählt von Minka, deren Ohren verbrannt waren und die deshalb amputiert werden mussten. Oder von einer Katze, deren Becken und Hinterläufe gebrochen und falsch zusammengewachsen waren. „Wir haben sie operieren lassen, und jetzt geht es ihr wieder gut.“ Eine andere Katze hatte einen Tumor im Gesicht, und bei einer weiteren war der Schwanz bereits bis in den Körper hinein abgefault. „Da musst schon oft schlucken, wenn du so etwas siehst“, macht Engl deutlich, dass solches Leid an ihr nicht spurlos vorübergeht. Doch die Tiere einzuschläfern, ist für sie die allerletzte Option.
 
Die Kosten sind kaum mehr zu stemmen
 
Wenn für eine Katze ein neuer Besitzer gefunden wird, erhebt der Verein eine Gebühr von 120 Euro. „Aber das reicht bei weitem nicht. Mehr können wir jedoch nicht verlangen, weil sonst keiner die Tiere übernimmt.“ Wenn medizinische Behandlungen notwendig sind, wird es schnell sehr teuer. Doch die Dankbarkeit, die die Tiere den Helfern zeigen, wiege mehr. „Das spürt man. Die sind dankbarer als viele Menschen“, versichert Erwin Engl.