Azadeh B. und Tochter Amitris (7) kamen vor rund zwei Jahren aus dem Iran nach Deutschland. „Im Iran gibt es viele Probleme, vor allem für Frauen“, schildert die Mutter. Am Handy zeigt sie Videos, in denen Frauen auf offener Straße angegriffen werden. Wäre sie dortgeblieben, sagt sie, hätte ihr Mann ihr ihre Tochter wegnehmen können. Nach ihrer Flucht nach Europa kamen Mutter und Tochter 2020 zuerst in Bamberg unter, dann in Memmingen und schließlich in einer Asylunterkunft in Landshut.
Die Unterkunft in der Porschestraße sei für eine alleinstehende Frau ohne Kopftuch und ein junges Mädchen aber ungeeignet gewesen, schildert Ele Schöfthaler. Sie ist Vorsitzende des Vereins ZAK („Zukunft für alle Kinder“ bzw. „Zentrum für Arbeit und Kultur“), den sie vor mehr als zehn Jahren mitbegründet hat. Im August haben Azadeh B. und Ele Schöfthaler sich kennen gelernt. „In der Unterkunft waren fast nur alleinstehende junge Männer“, schildert Schöfthaler. Sie spricht von Anmachversuchen und hebt auch die baulichen Bedingungen vor Ort hervor: „Wenn man nachts auf die Toilette muss, doch kein eigenes WC hat, oder die gleiche Dusche verwenden muss…“ Auch ein ärztliches Attest über die situative Belastung habe vorgelegen, aber nicht genügt.
Das Asylverfahren läuft und dauert noch an. „Niemand würde jetzt eine Frau ohne Kopftuch in den Iran abschieben“, ist Schöfthaler überzeugt. Zumal Azadeh B. alles für eine erfolgreiche Integration tue: So absolviert die Alleinerziehende im zweiten Jahr eine Ausbildung als medizinische Fachangestellte vor Ort. „Das ist ein Mangelberuf und eigentlich müsste der Staat sehr dankbar sein. Viele machen nichts und sie macht mit Kind alles“, sagt die Vereinsvorsitzende.
Aufgrund der Wohnsituation habe Schöfthaler das Gespräch gesucht und auf diesem Wege erreicht, dass Mutter und Tochter aus der Gemeinschaftsunterkunft ausziehen dürfen. Allerdings werde das von staatlicher Seite nicht bezahlt, erklärt die Vereinsvorsitzende. Neben Spenden blieben Mutter und Tochter daher nur das Ausbildungsgehalt. Auch der Deutschkurs, den die junge Mutter absolviere, werde nicht vom Amt getragen.
Der Einzug in die neue Wohnung hat schon stattgefunden. Amitris kam in eine neue Schule. „Mathe“, sagt die Siebenjährige, sei ihr Lieblingsfach. Das Lied „Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne“, das sie in der Schule gelernt hat und prompt anstimmt, möge sie sehr gerne. Stolz zeigt sie die kleinen Stempel im Heft, die die Lehrerin für gute Arbeiten vergibt.
Azadeh B. sagt, sie wünsche sich für die Zukunft, in Deutschland bleiben zu können. Die Belastung aus Ausbildung, Sprachkursen und Erziehung sei nicht leicht, doch sie wolle es schaffen.