Im Alter nicht al­lei­ne

Se­nio­ren­bei­rat holt äl­te­re Men­schen aus der Iso­la­ti­on – Spen­den für ge­mein­sa­me Ak­tio­nen

imalternichtallein.jpg

Setzt sich für die Belange älterer Mitbürger ein: Seniorenbeiratsvorsitzender Arnold Lindner Foto: Alexandra Brückl

Von Alexandra Brückl

Waldmünchen. Keine Treffen, keine Ausflüge oder sonstigen gemeinsamen Aktivitäten. Gerade ältere Menschen, die ohnehin alleine leben, sind von der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen besonders betroffen. Auch die Arbeit des Seniorenbeirats der Stadt Waldmünchen ist stark eingeschränkt, erzählt Vorsitzender Arnold Lindner.

Dennoch möchten er und seine fünf Mitstreiter auf jeden Fall mit den Senioren in Kontakt bleiben, ihnen in dieser schweren Zeit Mut machen. So wurde während des ersten Lockdowns im Frühjahr die Aktion „Ich leih’ dir mein Ohr ins Leben gerufen“. Die Mitglieder des Seniorenbeirats griffen dabei zum Telefon, um mit älteren, alleinstehenden Mitbürgern Kontakt aufzunehmen – eben ihnen „ihr Ohr zu leihen“ und ihnen zuzuhören.

Im Sommer folgte dann „Bewegt aktiv trotz(t) Corona“, eine Turnstunde im Freien und offen für alle. Sie gab den Senioren ein Stück Normalität zurück. Bereits geplante Ausflüge konnten dann wegen der Pandemie aber nicht mehr durchgeführt werden. Doch Lindner und sein Team ließen sich nicht unterkriegen.

Gemeinsames Singen war nicht möglich

Unermüdlich suchten sie nach Möglichkeiten, Menschen jenseits der 60 etwas Abwechslung im Alltag zu bieten. Weil gemeinsames Singen nicht möglich war, wurde aus „Z’amm g’setzt und g’sunga“ im Mehrgenerationenhaus einfach „Z’amm g’setzt mit Muse“. Bei diesen geselligen Treffen – natürlich unter Beachtung der geltenden Hygienevorschriften – hatten die Senioren ihre Freude. Inzwischen ist auch das Mehrgenerationenhaus geschlossen, weitere Treffen nicht mehr möglich. Doch die Senioren sind nicht vergessen. Die Truppe vom Seniorenbeirat beweist Kreativität. Ein Beispiel ist der „Mutmacher“-Brief, mit dem man älteren Menschen „Aktivierungsimpulse“ geben möchte, wie Lindner sagt. Insgesamt 260 Kopien dieser Briefe wurden verschickt. „Jeder, von dem wir die Adresse hatten, bekam einen zusätzlichen Brief zur Weitergabe an eine andere Person“, erzählt Lindner. Auf diese Weise hofft er, 300 Leute zu erreichen. Alle Mitglieder des Seniorenbeirats arbeiten ehrenamtlich. Von der Stadt erhält der Seniorenbeirat einen jährlichen Zuschuss, der ist allerdings zweckgebunden und kann nur für Fortbildungen, Infoveranstaltungen und Projekte verwendet werden. Alles andere wie beispielsweise gesellige Veranstaltungen oder Ausflüge werden durch Teilnahmebeiträge finanziert. Doch nicht jeder Senior kann sich das leisten; viele kommen mit ihrer Rente gerade so über die Runden müssen jeden Cent zweimal umdrehen, weiß Lindner. Häufig seien es gerade Alleinstehende, die von Armut betroffen sind und deshalb an den geselligen Angeboten nicht teilhaben können. Ein Teufelskreis. Um den zu durchbrechen, braucht der Seniorenbeirat Spenden. Mit diesem Geld wird der „Sparelefant“ gefüttert. Die Spenden kommen dann Senioren zugute, die den Eigenanteil für Ausflüge et cetera nicht aufbringen können. Darüber hinaus benötigt der Seniorenbeirat auch Geld für Aufwandsentschädigungen für Helfer, sogenannte Sachaufwandskosten. Dabei bieten Freiwillige Mitarbeiter dem Seniorenbeirat ihre fachliche, handwerkliche Hilfe an. Sie alle arbeiten ehrenamtlich. Doch wenn es darum geht, defekte Geräte wie beispielsweise einen alten Herd oder einen kaputten Fernseher zu ersetzen, ist es mit der reinen Dienstleistung nicht getan.

Oft scheitert das Ganze dann auch an den „Sachaufwandskosten“, die einige Rentner nicht nur unter Verzicht auf Dinge des täglichen Bedarfs stemmen können, sagt Lindner. Schließlich gebe es auch im Gemeindegebiet Waldmünchen viele ältere Menschen, die durchs soziale Netz fallen, oder sich im Dschungel der Bürokratie nicht zurechtfinden. Auch in solchen Fällen greift der Seniorenbeirat ein und bietet seine Unterstützung an. Natürlich diskret, denn Lindner und seine Mitstreiter wollen niemanden bloßstellen. Deshalb werden auch Hinweise auf wirklich hilfsbedürftige ältere Mitbürger diskret behandelt und verfolgt.

Für Arbeit haben sie drei Zielsetzungen festgelegt

Präsenzveranstaltungen sind derzeit nicht möglich, dennoch sind die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Seniorenbeirats nicht untätig. Ganz im Gegenteil, für ihre Arbeit haben sie drei Zielsetzungen festgelegt: zum einen die Nachbarschaftshilfe, zum anderen Hilfe und Begleitung gegen geistigen und körperlichen Verfall und schließlich den innerstädtischen Leerstand. Dieser soll auch mit für Senioren attraktiven Wohnangeboten gefüllt werden. An all diesen Themen wird mit Nachdruck gearbeitet.

Und sobald es die Pandemie erlaubt, wollen Lindner und sein Team auch wieder gesellige Veranstaltung für Menschen 60 plus anbieten, sie so aus der Isolation holen. Bis dahin soll der „Sparelefant“ gut gefüllt sein, damit auch jeder teilnehmen kann.