Schritt für Schritt in ein neues Leben

Eine junge Mut­ter litt mo­na­te­lang unter den Ge­walt­aus­brü­chen ihres Part­ners

21. November 2015

Moosburg. (tom) Häusliche Gewalt ist oft ein verborgenes, aber kein seltenes Verbrechen in Deutschland. Etwa ein Viertel der Frauen im Alter von 16 bis 85 Jahren hat laut Studien (zuletzt 2014 von der Europäischen Grundrechteagentur) mindestens einmal im Leben körperliche und/oder sexuelle Gewalt durch den Partner erfahren. Eine junge Mutter, die im Verbreitungsgebiet der Moosburger Zeitung wohnt, ist von ihrem Lebensgefährten derart brutal verprügelt worden, dass sie schwere Verletzungen davongetragen hat – von den seelischen Leiden der Frau und auch ihres Kindes ganz zu schweigen.

Die Beziehung von Gabi H. (Name von der Redaktion geändert) war immer schon schwierig und sie fühlte sich auch immer weniger wohl. Ihr Partner drangsalierte sie und ihren kleinen Sohn seit Monaten. Er demütigte die Frau, kontrollierte jeden ihrer Schritte, bis zu jenem Tag als sein Verhalten völlig eskalierte. Zu der wiederholten verbalen und psychischen Gewalt kam nun auch physische: Er schlug die 25-Jährige brutal zusammen, sperrte sich mit ihr zusammen ein und setzte sie mit Morddrohungen unter Druck. Obwohl sie schwer verletzt war, durfte sie erst nach Tagen mit ihm zusammen einen Arzt aufsuchen, dem sie erklärte, sie hätte einen schweren Sturz gehabt.

Als sie wieder in die Arbeit ging, merkte eine Kollegin, wie schlecht es H. ging. Die Kollegin tröstete sie und erzählte ihr von der Opferhilfe „Weißer Ring". Doch die eigentlichen Hintergründe kannte nur ihre Mutter, bei der sie mit ihrem Sohn vorübergehend Unterschlupf fand. Doch mehr Unterstützung gab es nicht. Immer mehr zweifelte die 25-Jährige an sich selbst, weil ihr von ihrem Umfeld geraten wurde, still zu halten und den Partner nicht anzuzeigen.

Erst nach langer Zeit knüpfte sie Kontakt zum „Weißen Ring". Die Außenstellenleiterin des Landkreises Freising, Silvia Niedermeier, und eine Kollegin boten ihr sofort Unterstützung an. Zunächst ermöglichte man Gabi H. eine umfassende Beratung bei einer guten Opferanwältin. Dort wurden ihr erstmals ihre rechtlichen Möglichkeiten erklärt. Dazu gehörte, dass ihr Zeit blieb, ehe sie Anzeige gegen den Partner erstattete. Die Kosten hierfür wurden durch einen Beratungsscheck vom „Weißen Ring" abgedeckt. „Inzwischen hat sie auch ihren Auszug aus der Hölle in eine neue Wohnung im Landkreis vorbereitet", erzählt Niedermeier. Die Kosten für eine Kaution und Umzugshilfe werden ebenfalls von der Hilfsorganisation übernommen.

Damit sie nicht völlig in den neuen Verpflichtungen versinkt, steht ihr Silvia Niedermeier nicht nur mit Rat und vielen Gesprächen zur Seite, sondern wird ihr auch nochmals eine finanzielle Hilfe zur Verfügung stellen, für Möbel und Kleidung für die junge Mutter und ihren kleinen Sohn – eine Hilfe, mit der die Frau nicht rechnet, die ihr aber bestimmt bedeutend weiterhilft. Ein Beitrag aus dem Spendentopf von „Freude durch Helfen" soll Mutter und Sohn dabei helfen, sich ein neues Zuhause aufzubauen, in dem sich beide wohl und geborgen fühlen.

Nachdem Gabi H. nun ihren Expartner angezeigt hat, wurde er sofort von der Polizei verhaftet, man ermittelt gegen ihn wegen versuchten Mordes. Die 25-Jährige kann nun in Ruhe umziehen und etwas Ruhe finden. Auch bei der Gerichtsverhandlung werden Silvia Niedermeier und ihre Kollegin an ihrer Seite sein. Mittlerweile hat Gabi H. sogar eine berufliche Fortbildung besucht. Ihr größter Wunsch ist, wieder selber für sich und ihren Sohn zu sorgen.

Gabi H. kann mittlerweile sogar wieder lachen, hat nicht mehr so viel Angst. Dies gelang aber nur mit einer psychologischen Traumabetreuung, auch hierfür wurden die Erstkosten vom „Weißen Ring" übernommen. In einem Brief an Silvia Niedermeier bedankt sie sich für diese tolle Hilfe und spricht höchsten Respekt an die Menschen aus, „die in dieser schweren Zeit stark für mich sind".